1996 WFM / Akademie der Künste

Bert Noglik (1996)

Es ging von Anfang an um neue Präsentationsformen, um offene Räume für improvisierte Musik, um Platz zur Entfaltung und Raum zur Entwicklung. 1969 zum ersten Mal organisiert, bildet der „Workshop Freie Musik“ neben dem „Total Music Meeting“ das wichtigste Live-Podium der Free Music Production. Unterstützt von der Akademie der Künste entstand eine Veranstaltungsreihe, die sich vom Warenhauscharakter landläufiger Festivals ebenso unterscheidet wie von singulären Konzertereignissen.

Bei Auswahl der Programmpunkte und Konzeptionen der Abfolge wird - in enger Tuchfühlung mit den Musikern - Freiraum für musikalische Entwicklungen und Begegnungen eingesetzt, ohne Resultate vorzuplanen. Auf diese Weise gelang es, anstelle von Fertigem, musikalische Prozesse in ihrer Bewegung erlebbar zu machen und weit über die einzelne Veranstaltung hinausreichende Prozesse in Gang zu setzen.

Die Geschichte der improvisierten Musik in Europa verknüpft sich auf vielfältige Weise mit dem „Workshop Freie Musik“, der nicht nur die Vorzüge eines Schaufensters, sondern auch die einer Werkstatt aufweist und in der Verbindung von Programmstruktur und Freiheit dem Charakter der präsentierten Musik aufs engste verbunden ist. In den vorangegangenen Folgen gelang es eine Vielzahl der weltweit wichtigen Improvisationsmusiker vorzustellen, zum Teil mit eigens für den Workshop entwickelten Projekten. Die internationale Ausstrahlung zeigt sich auch darin, dass andere engagierte Veranstalter dem Weg des „Workshop Freie Musik“ gefolgt sind.

In diesem Jahr wurden fünf Pianisten eingeladen, von denen jeder seinen „eigenen Konzertabend“ gestalten wird:
Ulrich Gumpert (D), Misha Mengelberg (NL), Vladimir Miller (Russland), Marilyn Crispell (USA) und Fred Van Hove (B). Alle fünf Pianisten werden sich im Laufe „ihres Abends“ als Solisten, in ad-hoc-Formationen, mit ihren „working groups“ und Ulrich Gumpert, Vladimir Miller und Fred Van Hove auch mit ihren Big Bands vorstellen.

An allen fünf Konzerttagen wird es zu einer Begegnung mit dem amerikanischen Sopransaxophonisten Steve Lacy kommen, der mit dem jeweiligen Pianisten des Abends ein Duo spielen wird.

aus: Faltblatt der Free Music Production (FMP), 1996

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