1994 WFM / Straßenbahndepot

Moabit

Steve Lake (1994)

Noch einmal stürmt, noch einmal, die Leere zwischen den Kategorien und Stilen zu füllen, mit Klängen, die nirgendwo passen wollen (und es niemals getan haben) mit Musik, die nicht länger the newest sound around ist (um den Titel von Jeanne Lees erster Platte zu zitieren), aber immer noch als "radikal" gilt, wenn man sie überhaupt zur Kenntnis nimmt. Freie Improvisation hat etwas Störrisches und Kompromissloses, das die kommerzielle Musik-Maschinerie in der 25jährigen Geschichte des Workshops Freie Musik erfolgreich in Schach gehalten hat. Diese Musik, mit ihren vielen Farb- und Bedeutungsschattierungen, ihren verzwickten, flüchtigen Beziehungen zu "Jazz" und/oder "Neuer Musik" und/oder - auch das gibt es - "Folk"-Idiomen, lässt sich nicht so leicht einfangen, auch wenn es hin und wieder versucht wird (so zum Beispiel auf einem neuen Album von Charles Gayle mit der Band des Post-Punkers/Proto-Grungers Henry Rollins, das gerade in Billboard angekündigt wurde).

Trotzdem die Arbeit geht weiter, die Botschaft wird verbreitet, das Netzwerk der Improvisatoren weitet sich aus. Die Teilnehmerliste dieses 26. Workshop verdeutlicht aufs neue, wie sehr freie Improvisation zu einer Art internationalen Esperantos geworden ist: Musiker aus Deutschland, der Schweiz, Österreich, Frankreich, England, Holland, Schweden, Italien, Kroatien, den USA, Kanada, Südafrika, Korea und Japan sind dort zu finden. Eine Menge unterschiedlichster Dialekte, gewiss, aber es fällt nicht schwer zu glauben, dass im Grunde nur eine Sprache gesprochen wird: auf der Bühne scheinen sich die Musiker zu verstehen - auch wenn einige von ihnen die Vorstellung von Musik als Kommunikationsmittel rundheraus ablehnen!

Zwei Gruppen und eine Solo-Performance jeden Abend also. Die Solisten sind alle Frauen, während die Männer im Kollektiv Zuflucht suchen (mit Ausnahme der "gemischten" Formation Hickory). Die sozialpolitische Schlussfolgerung scheint eindeutig: Weibliche Improvisatoren sind im Laufe der Jahre autarker geworden. In den letzten fünfzehn Jahren des Workshops wäre es schwierig gewesen, fünf Frauen aufzutreiben, die genug Selbstvertrauen besitzen, um eine Stunde lang unbegleitet freie Musik zu spielen. (Eine Stunde kann sehr lang sein - man frage Anthony Braxton oder Barre Phillips.) Für lange Zeit war Irène Schweizer allein auf weiter Flur.

Tatsächlich ist die Schweizer Pianistin Rangälteste unter den diesjährigen Teilnehmern. Irène war bereits 1970 beim zweiten Workshop Freie Musik dabei. Louis Moholo stieß 1973 dazu. Hans Reichel 1974, Tristan Honsinger 1976. Ausdauer ist ein Maßstab für Glaubwürdigkeit, und ein Blick zurück auf die Besetzung früherer Workshops beweist, das FMP immer einen guten Riecher für "Langstreckler" hatte. Irène sah sich in ihrer Berufung das erste Mal 1966 bei einem Konzert Cecil Taylors in Stuttgart bestätigt und ist seitdem nie von ihrem ganz eigenen Weg abgewichen. Zu ihrem 50. Geburtstag 1991 schrieb Barry Guy ein Konzert, "Theoria", das inzwischen mit dem London Jazz Composers´ Orchestra aufgenommen wurde. Irène Schweizers Musik ist stärker im Jazz (von Ragtime bis zum Post-Free-Jazz) verwurzelt als die der meisten ihrer europäischen Kollegen, von denen sich viele die Energie und rhythmische Vitalität ihres Spiels in unterschiedlichsten Konstellationen zunutze gemacht haben. Besonders enge musikalische Beziehung pflegte sie mit Schlagzeugern - von Pierre Favre über Louis Moholo und Günter Sommer bis Andrew Cyrille.

Die Französin Joëlle Léandre, Bassistin und gelegentlich Mezzo-Sopranistin, hat oft mit Irène Schweizer zusammengearbeitet; zusammen haben die beiden der Idee einer feministischen Ästhetik in der improvisierten Musik eine gewisse Gestalt gegeben. Trotzdem bestehen Unterschiede, was den musikalischen Hintergrund und die Motivation betrifft. Joëlle Léandre nähert sich der Improvisation über die moderne Komposition. Sie, die John Cage als geistigen Vater nennt, neigt eher dazu "Klänge einfach Klänge sein zu lassen" als sie mit zuviel persönlichem Ausdruck oder Emotionen zu überfrachten. Cage hat, ebenso wie Giacinto Scelsi, Musik für Joëlle Léandre geschrieben; unter Boulez spielte sie eine zeitlang im Ensemble InterContemporain. Eine bemerkenswerte Karriere in der sogenannten "ernsthaften" Musik also, die allerdings immer mehr ins Hintertreffen gerät, je weiter die Improvisation sie von der Rolle des reinen Interpreten entfernt.

Jeanne Lee, amerikanische Sängerin, Choreographin und Dichterin, hat Maßstäbe gesetzt, was den Einsatz der Stimme in der freien Improvisation betrifft (und das ist nur eines der Gebiete, das sie erkundete). Ihre Beiträge zur Musik von Archie Shepp, Gunter Hampel, Ran Blake, Marion Brown, Anthony Braxton, Andrew Cyrille und vieler anderer haben zahllose Vokalisten in der ganzen Welt inspiriert, das erste Instrument des Menschen in kreativer Weise zu nutzen. Jeanne Lees Scat-Gesang folgte Linien, die zuerst von den Saxophonisten gezogen wurden, fand einen Weg zurück nach Afrika, spiegelte (unbewusst) ihre Studien neuer Musik wieder und führte die Innovationen der großen Jazz-Sängerinnen weiter - besonders die Abbey Lincolns und Billie Holidays.

Jin Hi Kim stammt aus Korea, spielt die komungo, eine mächtige sechssaitige Zither, und hat sich intensiv mit den Grundlagen koreanischer Hofmusik beschäftigt, die "auf Buddhismus und Konfuzianismus und der im Schamanismus verankerten Volkstradition basiert". Kim erklärt: "Ich mag die Energie und das Meditative der Hofmusik. Unsere Musik ist nicht dazu da, menschlichen Gefühlen Ausdruck zu geben. Das Äußerliche wird nicht gezeigt. Alles ist sehr introvertiert. Ausarbeitung und Ornamentierung sind für mich zweitrangig, ich konzentriere mich mehr auf die innere Energie." Trotzdem ist Jin Hi Kim nicht nur Folkloristin, die aus der traditionellen Musik gewonnene Essenz wird auf moderne Komposition und Improvisation angewandt. Das Gelassene und Kontemplative der koreanischen Musik kann dem Prinzip "Cool" in einem improvisierten Kontext neue, subtile Bedeutungen verleihen. Zu Kims musikalischen Partnern der vergangenen Jahre zählen Evan Parker, George Lewis, Alvin Curran, Shelley Hirsch, Bill Frisell, Henry Kaiser, Elliott Sharp und viele andere. Ihre Kompositionen wurden vom Kronos Quartet, dem Fidelio Trio, den San Francisco Contemporary Music Players und dem California E.A.R. Unit aufgeführt.

Während Jin Hi Kims Musik bewusst Distanz hält, reflektiert, ist die der Pianistin Elvira Plenar extrem emotional, siedend und brodelnd vor Leidenschaft,. Plenar, in Zagreb geboren, aber schon lange in Deutschland lebend, folgt - zumindest im Rahmen ihrer eigenen Musik - der Ansicht Cecil Taylors, Zweck des Spiels sei es, den Spielenden (und damit letztlich auch den Zuhörer) aus seinem Alltagsbewusstsein herauszuheben. Die Intensität dieser "frei fließenden" Musik sollte neo-ritualistischen Zwecken dienen, den Musiker in einen Tranceähnlichen Zustand versetzen. Zu einem Dogma hat Elvira Plenar diese Philosophie jedoch nicht erhoben: sie ist durchaus bereit, ihre beträchtliche Virtuosität einer in ihren Intentionen weniger extremen Musik unterzuordnen - zum Beispiel in den Bands von Lindsay Cooper und Marilyn Mazur oder bei Theatermusik-Projekten mit Alfred 23Harth.

Die Gruppe Das Hukepack, angeführt von Posaunist und Elektronik-Zauberer Jörg Huke, versucht, dem eigenen Motto gerecht zu werden: "Electronic Visions". Auf dem Weg zu neuen Klängen. Zu ihren erklärten Zielen gehört die Auflösung der Grenzen zwischen elektronischer und akustischer Musik. Bandleader Huke, geboren in der früheren DDR, ist Gründungsmitglied des temperamentvollen Kollektivs Fun Horns und gehört zur Besetzung von Pierre Dørges dänischer Bigband, dem New Jungle Orchestra. Klarinettist Claudio Puntin, Schweizer mit italienischen Wurzeln, studierte zeitgenössische Musik in Holland, bevor er in die Dienste internationaler Jazzer wie Hermeto Pascal, Pierre Favre und Dave Liebman trat. Cellist Peter Koch lebt und arbeitet als freier Musiker und Maler in Dresden. Wolfgang Mitterer stammt aus Österreich, spielt präpariertes Klavier und Elektronik und hat sich als Komponist zahlreicher Stücke für Ensembles, Theater und Radio einen Namen gemacht. Vor kurzem erhielt er den Auftrag, eine Komposition für fünftausend Sänger, Percussionisten, Blechbläser und Lautsprecher zu schreiben, die rings um ein Fußballfeld verteilt sind. Bob Rutman, Senior der Band, wurde in Berlin geboren, verbrachte jedoch viele Jahre seines Lebens als Maler und Multimedia-Künstler jenseits des Atlantik. 1968 begann er, seine unverwechselbaren Klangskulpturen zu entwickeln, zu denen auch das in Das Hukepack gespielte "Steelcello" gehört. Rutman hat unter anderem mit dem Tänzer und Choreographen Merce Cunningham und mit dem Dramatiker Robert Wilson gearbeitet. 1984 gründete er sein Steelcello Ensemble, das auf vielen internationalen Festivals in Erscheinung getreten ist. Seit 1989 lebt und arbeitet Rutman wieder in Berlin.

Tristan Honsingers hyperaktives Cello kommt in der Welt der Improvisation - von Derek Baileys Company-Aufgebot bis zu hitzigen Sessions mit Cecil Taylor - mittlerweile mit einer solchen Regelmäßigkeit zum Einsatz, dass man den Komponisten Honsinger darüber leicht vergisst. Der in Europa lebende Amerikaner hat unter anderem viel für Tanz und Theaterprojekte geschrieben. Das aktuelle Quintett wurde mit dem Ziel gegründet, Honsingers improvisatorische und kompositorische Arbeit etwas näher zusammenzubringen: notierte Stücke dienen als Ausgangsmaterial für die Gruppenimprovisation und werden dabei verändert. Honsinger plante das Ensemble zunächst als traditionell instrumentiertes Streichquartett, ersetzte die Viola dann jedoch durch einen Kontrabass und komplettierte das Ganze durch ein Schlagzeug. Das Instrumentarium ist damit ebenso unkonventionell wie das Spektrum der Persönlichkeiten innerhalb der Band. Von den beiden Violinisten stammt einer, Aleks Kolkowski, aus London, und der andere, Stefano Lunardi, aus Livorno. Kolkowski ist der Experte für mittelalterliche Musik , Mitbegründer (mit Honsinger und Pianist Alex Maguire) des Musiktheater-Ensembles The Scoop und Mitglied der Tony Oxley Band. Lunardi wiederum hat sich, was vielleicht überraschen mag, auf keltische Musik spezialisiert und arbeitete zehn Jahre lang (1973 - 83) mit der Folk-Sängerin Veronique Chalot zusammen. Die Entwicklung des holländischen Bassisten Ernst Glerum erinnert in mancher Hinsicht an die Honsingers. Am Konservatorium ausgebildet und eine Zeitlang Interpret zeitgenössischer Musik, verabschiedete sich Glerum nach der Begegnung mit den vielfältigen Möglichkeiten des Jazz von diesem Abschnitt seines Lebens und schloss erst Jahre später einen, wenn auch wackeligen Waffenstillstand mit der notierten Musik - womit seine Anwesenheit in Honsingers Quintett und im Amsterdam String Trio, das ebenfalls die dialektischen Beziehungen zwischen Komposition und Improvisation auslotete, erklärt wäre. Honsingers Schlagzeuger schließlich sollte man, wie es so schön heißt, einem Workshop-Publikum nicht vorstellen müssen. Louis Moholo, Meister-Drummer aus Südafrika, hat Free Jazz, freier Musik und verwandten Genres im Verlauf der letzten dreißig Jahre viele wichtige Impulse gegeben. Seine Energie und Kraft sind legendär, aber er zeigt sich immer wieder auch als sehr behutsamer Spieler, der die Musik mit einem ungeheuer feinen Geflecht aus Becken, Hi-Hat und Snare akzentuiert.

Freie Musik aus Schweden führt seit vielen Jahren ein Schattendasein, vielleicht weil ihr eine zentrale, definierende Charakteristik fehlt. Wenn man vom deutschen Free-Jazz, englischer "free-music" oder holländischer Improvisation spricht, tauchen im Geiste sofort eine Menge Klangbilder auf. Diese Assoziationen mögen bisweilen klischeehaft sein, aber zumindest geben sie uns ein Koordinatensystem an die Hand, um diejenigen Musiker einzuordnen, die dem Stereotyp nicht entsprechen. In Schweden scheint dagegen keine Einigkeit darüber zu bestehen, wie die Musik zu klingen hat; langfristig kann das ein Vorteil sein. Die Gruppe Gush wurde 1988 gegründet und lehnt einen eigenen "Stil" erklärtermaßen ab. Schlagzeuger Raymond Strid versteht Improvisation als "Musik, die wie ein langer Strom ist, ohne Anfang oder Ende". Musik also, die außerhalb ihrer selbst keine Bedeutung hat. Es ist jedoch nicht zu übersehen, dass seine Partner in dieser Hinsicht andere Vorstellungen haben. Sten Sandell macht sich auf Aufnahmen unter eigenem Namen, wie dem faszinierenden "Music from A Waterhole", auch die Musik anderer Kulturen zu eigen. Er ist ganz eindeutig kein leidenschaftlich "abstrakter" Spieler (falls das nicht ein Widerspruch in sich ist), sondern im Gegenteil jemand, der immer wieder bilanziert und seine Inspiration nicht nur aus dem eigenen Nervensystem bezieht. Mats Gustafson, ein energischer, enthusiastischer und unzweifelhaft von Evan Parker beeinflusster Saxophonist, wurde schon von so unterschiedlichen Musikern wie Joel Futterman und Paul Lovens gefördert. Das Wechselspiel gegensätzlicher ästhetischer Standpunkte macht aus Gush eine aufregende, dynamische Band. Die Gruppe war als Trio und mit Workshop-Veteran Sven Åke Johansson als Verstärkung im Studio.

Der französische Sopransaxophonist Michel Doneda spielt Musik von einer entwaffnenden Originalität, in der die Percussion von Lê Quan Ninh seit fast zehn Jahren eine immer wichtigere Rolle spielt. Für Saxophonisten ist es besonders schwer, an den großen Vorbildern des Free Jazz und früherer Epochen vorbeizukommen, aber Doneda scheint in dieser Hinsicht nie Probleme gehabt zu haben. Er, der ausschließlich das Sopran spielt, lässt sich mit keinem von dessen berühmten Vertretern (Bechet, Lacy, Coltrane, Shorter, Parker) vergleichen, sondern folgt seinem eigenen, merkwürdig ungestörten Weg. Ein französischer Kritiker hat ihn einmal treffend als "Folkloristen der Zukunft" bezeichnet, und Doneda klingt tatsächlich oft so, als würde er getragen von einer Tradition, von der wir noch nichts wissen. Er ist häufig zusammen mit dem Saxophonisten Daunik Lazro zu hören und derzeit außerdem Mitglied des Barre Phillips Trios. Lê Quan Ninh wurde in Paris geboren und studierte dort zeitgenössische Musik. Besonders angezogen fühlte er sich von John Cages Musik, die er auch häufig aufgenommen hat. Zum ersten Zusammentreffen mit Doneda kam es 1986 in einer Theatergruppe in Polen; zum Trio SOC gehört Lê Quan Ninh seit dessen Gründung. Lê Quan setzt seine Akzente und Klangfarben nach einem zugleich unerforschlichen und unfehlbaren System: seine Wahl ist immer überraschend, immer richtig. Er weiß, wie man Stille einsetzt, und er verfügt über genug Virtuosität, um sie nicht zur Schau stellen zu müssen. Neuling bei SOC ist der englische Bassist Paul Rogers, der mit nahezu jedem interessanten Musiker in Großbritannien zusammengespielt hat. Roger ist ein vorzüglicher "Team Musiker" wie es Harry Miller einmal war, und hat dies unter anderem in den Ensembles von Keith Tippett, Trevor Watts und Elton Dean/Howard Riley unter Beweis gestellt.

Hickory ist ein Name, der gut zu dem deutsch/kanadisch/japanischen Trio Hans Reichel, René Lussier und Ikue Mori passt und einen sofort an Harry Partchs kurz gefasste Autobiografie denken lässt: Ich bin kein Instrumentenbauer, sondern ein philosophierender Musik Mensch, der der Tischlerei verfallen ist. Dieser Geist beflügelt Hans Reichels Laubsägereien schon seit vielen Jahren. Wenn man einen Klang "hört" und kein Instrument existiert, auf dem man ihn spielen könnte, bleibt einem nichts anderes übrig, als zum Werkzeug zu greifen - entweder, um ein vorhandenes Instrument zu bearbeiten (Reichel hat der Gitarre nichts erspart) oder um eine vollkommen neue Klangmaschine zu erfinden. In diesem Sinne personifiziert Reichel auf radikale Weise den Geist der Improvisation, aus der Perspektive freier Musik ist seine Musik "radikal" weil sie fröhlich einer unkonventionellen "Schönheit" huldigt. Reichels Musik besitzt eine mitunter fast orientalisch anmutende Eleganz, und obwohl sie aus demselben Schmelztiegel hervorgegangen ist wie der deutsche Free-Jazz, scheint sie klanglich und strukturell nur wenig mit ihm gemeinsam zu haben. Gitarren-Kollege René Lussier kam auf gewundenen Pfaden zur Improvisation. Zunächst von Johnny Winter beeinflusst, bewegte er sich vom weißen Blues über Zappa zu McLaughlin, um dann einen Rückwärtssalto durch die Jazzgeschichte zu machen. Seit 1986 arbeitete er des öfteren mit Fred Frith und hat beeindruckende Beiträge zu Heiner Goebbels "Hörstücken" geleistet. Lussier ist außerdem einer der wenigen Gitarristen, die das Daxophon beherrschen, Reichels geniales saitenloses Streichinstrument. Percussionisten Ikue Mori wurde von Fred Frith einmal als einzige Musikerin gelobt, die es verstünde, mit einer Drum Machine etwas Interessantes anzustellen. Zur Musikerin wurde Ikue Mori allerdings erst, als sie 1977 von Tokio nach New York ging. Fasziniert vom Do-It-Yourself-Gedanken des Punk, begann sie Schlagzeug zu spielen und gründete zusammen mit Arto Lindsay die einflussreiche Wave-Band DNA. Seit 1983 arbeitete sie regelmäßig mit Improvisatoren (unter anderem mit John Zorn und Wayne Horvitz). 1985 wandte sie ihre Aufmerksamkeit den Drum Machines zu, und mit ihrem häufig aus zwei oder drei Systemen bestehenden Maschinenparks erzeugt sie überraschend üppige Klangfarben und Polyrhythmen.

Übersetzung: Caroline Mähl

aus: Faltblatt WFM 1994

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