1981 TMM / "Quartier Latin"

Autor unbekannt

Total Music Meeting 1981

Seit 1968 führt die Free Music Production das Total Music Meeting parallel zum JazzFest Berlin (ehemals Berliner Jazztage) durch. Somit findet diese Veranstaltung zum vierzehnten Male statt, auch in diesem Jahr wieder - wie bereits seit 1977 - in Verbindung mit der Berliner Festspiele GmbH.

Das Total Music Meeting will kein Festival im herkömmlichen Sinn sein. Es soll vielmehr eine Möglichkeit zur Information über Musiker und Gruppen der frei improvisierten Musik sein, die ihren Ursprung in jener Szene hat, die Anfang der 60er Jahre unter dem Begriff „Free Jazz“ bekannt wurde. Die neuesten Tendenzen sollen in ihrer möglichst vollen Bandbreite aufgezeigt werden. Eine Bestandsaufnahme allerdings nicht nur der hier bereits bekannten Interpreten wie Breuker, Brötzmann oder Schlippenbach ist beabsichtigt, sondern auch die Präsentation neuer Strömungen, Einflüsse und Entwicklungen anhand des hier noch unbekannten Glass Orchestra aus Kanada und das Duo Natvig/LeBaron aus den USA oder der Newcomers Andreas Willers und Knispel/Kellers.

Ohne zeitliches Spiellimit und durch zweimaliges Auftreten (Ausnahme Peter Brötzmann Group, die dreimal auftreten wird) innerhalb der fünftägigen Konzertreihe soll versucht werden, die Arbeitsweisen der Musiker und Gruppen transparent zu machen. Für das Publikum ergibt sich dadurch die Möglichkeit, den Prozess des Musikmachens kennenzulernen, aber auch qualitative Beurteilungsmaßstäbe zu finden. Aus Seiten der Musiker wird so, ohne dem extremen Druck des Ablieferns ausgesetzt zu sein, mehr von dem möglich, was eigentlich für diese Musik Substanz ist: sich selbst in Frage zu stellen, zu erproben, zu spielen.

Ein weiterer Aspekt, der dem Konzept des Total Music Meeting entspricht und entgegenkommt, sind die räumlichen Gegebenheiten des „Quartier Latin“, in denen sich Musiker und Publikum in völlig zwangloser Atmosphäre begegnen können. Ein entscheidender Platz zur Vermittlung dieser so kommunikativen Musik.

Dazu Peter Brötzmann: „Alles geschieht spontan, aber doch nicht unkontrolliert. Wir spielen nicht irgendwelche Stücke durch, sondern gestalten aus dem Moment heraus, was sich zwischen uns zwangsläufig ergibt. Pausen sind dabei vor allem physisch bedingt. Die Zuhörer sollen sich aber nie gezwungen fühlen, einen Set durchstehen zu müssen, sie sollen fortgehen und wiederkommen können, wenn sie wollen. In ausgedehnten Auftritten ergeben sich zwangsläufig Längen und Spannungshöhepunkte, auch der Zuhörer sollte die Freiheit haben, sich seiner Konzentrationsfähigkeit entsprechend zu bewegen:“

aus: Programmheft Jazzfest Berlin 1981

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