FMP/FREE MUSIC PRODUCTION - An Edition of Improvised Music 2008

FMP CD 129

Alexander von Schlippenbach

 

Bemerkungen zu den Solo Aufnahmen für FMP in Berlin 1977.

Nach allerlei Turbulenzen ging es mit mir in Berlin seit Mitte der 70er Jahre wieder aufwärts. Ich hatte nach zahllosen Umzügen in Moabit eine etwas heruntergekommene aber schöne 5 Zimmerwohnung gefunden, die ich mit großem Optimismus renovierte, und in der ich heute noch bin. Von da aus waren es etwa 30 Minuten zu Fuß zum Jugendclub Olbersstraße, wo Jost Gebers bei der Stadt Berlin angestellt war. In den Kellerräumen gab es ein, von Gebers eingerichtetes Studio mit Aufnahmemöglichkeit indem ich meinen alten Ibach Flügel aufstellen und tagsüber arbeiten konnte.

Ich ging jeden Tag hin, verließ frühmorgens das Haus und kehrte am Nachmittag zurück. Gebers bot mir an, Solo Aufnahmen für eine eventuelle LP Produktion zu machen. Ich sagte zu und er organisierte nach den Grundeinstellungen alles so, dass ich alleine bleiben konnte und nur noch Record oder Stop an dem Bandgerät zu bedienen brauchte.

Danke Jost!

Das Studio befand sich wie gesagt im Keller. Keine Fenster, nur elektrisches Licht und absolute Isolation zur Außenwelt.

Unter solchen Umständen, in jeder Beziehung ganz auf mich selbst gestellt, gelang mir eine starke Konzentration, die mich beim Spielen heftig vorantrieb und mich, was meine damaligen improvisatorischen Möglichkeiten betraf an die äußersten Grenzen brachte. So scheint es mir heute, wenn ich diese Aufnahmen nach dreißig Jahren wieder höre, als ob ich schließlich einen Wettlauf mit mir selbst veranstaltet hätte, bei dem ich physisch das Letzte herausholen wollte.

Es findet sich aber in diesen Klavierimprovisationen auch - und das scheint mir wesentlich - etwas von jener Aufbruchsstimmung wieder, in der ich mich damals befand.

Sollte sich dies dem Hörer mitteilen, so wäre es mir recht.

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