FMP/FREE MUSIC PRODUCTION - An Edition of Improvised Music 1989-2004

FMP CD 121

Günter Gretz

 

Jali
Jali, djeli (pl. Jalolu) oder das französische "Griot" - alle drei Begriffe bezeichenen ein Mitglied der großen Berufsmusikerfamilien der Mandinka. Die Herkunft dieser Familien ist bis ins 13. Jahrhundert dokumentiert. Die Jalolu spielten eine wichtige Rolle im Kaiserreich Mali, das sich im 15. Jahrhundert vom heutigen Gambia 2000km ostwärts bis ins heutige Nordghana erstreckte. Die Jalolu waren sowohl Preissänger als auch Wahrer der oralen Tradition, die aufgrund ihres Geschichtswissens auch Ratschläge gaben. Damals hatte jeder Herrscher, der etwas auf sich hielt, seinen persönlichen Jali und sorgte für dessen Lebensunterhalt. Der Beruf des Jali wurde in der Familie weitergegeben; die ursprünglich herausgehobene Stellung bewirkte, dass ein anderer Beruf als der des Musikers als würdelos empfunden wurde. Mit der Kolonisation und der Einführung der Geldwirtschaft änderten sich die Strukturen grundlegend und viele der Jalolu fanden sich ohne Arbeitgeber wieder. Ihre Dienste waren - und sind auch heute noch - gefragt, nur müssen sie sich ihre Arbeit selbst suchen: Auf allen Arten von Familienfeierlichkeiten, beim Radio oder, wie in alten Zeiten, beim Präsidenten.

Nyama Suso
wurde in den 20er Jahren in Bakau, Gambia geboren. Er wuchs in einer Familie von Koraspielern auf und beherrschte das Instrument schon im Alter von acht Jahren. Doch als Sechzehnjähriger verlor er durch einen unglücklichen Sturz ein Bein: eine doppelte Behinderung für einen Musiker, der viel herumreisen muss um sein Geld auf Hochzeiten oder Geburtstagsfeiern zu verdienen. So versuchte er sein Glück bei Radio Gambia, für das er ab 1956 arbeitete. Mitte der 60er war er zu einem nationalen Star geworden, der sich bei Präsident Jawara besonderer Beliebtheit erfreute. Er arrangierte die gambische Nnationalhymne "Fode Kabba". Ein falsches Wort in einem Lied - vorbei war es mit der Freundschaft des Präsidenten. Glücklicherweise hatte er aber schon zuvor Kontakte mit amerikanischen Musikologen geknüpft, die ihm für ein Jahr einen Job als Lehrer in den USA verschafften. So kam er in Kontakt mit Samuel Charters (African Journey: Roots of the Blues) und mit Alex Haley (Roots). Er spielte "Kinte's Tune" für die Fernsehserie ein. Seit Ende der siebziger Jahre tourte er dann vorwiegend in Europa - meist in Schweden - und kam so auch am 5.7.1984 nach Berlin wo seine letzte Produktion entstand. 1986 kam eine Tuberkulose zum Ausbruch, der er 1991 nach langem Leiden erlag.

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